Donnerstag, 1. März 2018

Mann, Mann, Mann?

Ich bin ja ein Fan von eher unpopulären Dingen: U2, 80er-Partys, das englische Königshaus und insbesondere die Queen (einmal im Leben mit ihr Tee trinken ...) und die derzeitige eisige, trockene Kälte draußen. Und ich bin ein Fan des generischen Maskulinums.

Des generischen WAS? Die meisten von euch wissen sicherlich, was das generische Maskulinum ist. Hier noch einmal die Definition aus Wikipedia, zurückgehend auf Gisela Klann-Delius: "Ein generisches Maskulinum ist die Verwendung eines maskulinen Substantivs oder Pronomens, wenn das Geschlecht der bezeichneten Personen unbekannt oder nicht relevant ist oder wenn männliche wie weibliche Personen gemeint sind."

In meinem Job habe ich immer wieder mit Texten zu tun, in denen Personen erwähnt werden: Mitarbeiter, Kunden, Ärzte, Patienten. Oder: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (oder auch Mitarbeiter/-innen), Kundinnen und Kunden, Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen und Patienten. Immer wieder müssen Doppelformen eingefügt werden und nicht immer tut es die einigermaßen platzsparende Version mit Schrägstrich (das funktioniert bei vielen Wörtern nämlich nur im Nominativ). Also muss ausgeschrieben werden - denn solche kreativen Wortungetüme mit Binnenversal, zwei Schrägstrichen oder gar Sternchen gehen meiner Meinung nach überhaupt nicht.

Doch ganz egal, ob ausschreiben oder kreativ werden - für mich macht es Texte länger und leseunfreundlich. Ich sehe ein, dass es in bestimmten Kontexten sinnvoll ist, geschlechtergerecht zu formulieren. Aber ich habe derzeit den Eindruck, dass vor lauter Geschlechtergerechtigkeit die praktische Umsetzung in Sprache manchmal flöten geht.

Ich sehe mich als emanzipierte Frau, ich finde Geschlechtergerechtigkeit eine überaus wichtige Sache, für die man sich einsetzen sollte - und doch habe ich kein Problem mit dem generischen Maskulinum. Wenn zum Lektorentag eingeladen wird, fühle ich mich angesprochen. Wenn meine Bank mir mitteilt, dass sie ihren Kunden eine neue App zur Verfügung stellt, fühle ich mich angesprochen. Wenn im Beipackzettel eines Medikaments steht, dass Patienten mit bestimmten Allergien vorsichtig sein müssen, fühle ich mich angesprochen (oder auch nicht - das liegt dann aber an den genannten Allergien).

Ich habe bei all diesen Dingen nicht das Gefühl, als Frau nicht wahrgenommen zu werden, und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wo das Gefühl herkommt. Vielleicht kann mir das eine meiner Leserinnen (oder auch gerne einer meiner Leser) erläutern?