Sonntag, 18. Mai 2014

Krankenhauspremiere

Gestern waren wir auf einem 70. Geburtstag in Ludwigshafen eingeladen. Wir haben uns schick gemacht, sind hingefahren, haben alle begrüßt, auf der sonnenbeschienenen Terrasse einen Begrüßungssekt getrunken und uns irgendwann an den Tisch begeben, Getränke bestellt und die Menükarte begutachtet. Der Kleine benahm sich zauberhaft, prostete mit seiner Wasserflasche allen zu und zeigte sich von seiner besten Seite. Er durfte vorsichtig aus einem feinen Wasserglas trinken und hat das auch sehr geschickt gemacht. Dann wurde das Wasserglas weggestellt - aber offensichtlich nicht weit genug ...

Auf einmal knirschte und klirrte es neben mir und ich sah - das Wasserglas in seiner Hand und diverse Scherben an und in seinem Mund. Das Kerlchen hat gesunde Zähne - gesund genug, um das Wasserglass kaputtzubeißen. Riesenschreck. Finger in den Mund, Scherben rausgekehrt und trotz kräftiger, panischer Bisse versucht, alles rauszubekommen. Den Finger tiefer reingesteckt, damit das Kind evtl. spuckt. Der Kleine fing natürlich an zu brüllen und noch fester zuzubeißen. Und als ich dann meinen Finger reflexartig zurückgezogen hatte, verschloss der Kleine seinen Mund nur noch fester, wir hörten es noch mal knirschen - und dann schluckte er.

Was nun? Wir wollten sichergehen und machten uns auf den Weg zur Premiere - erster Besuch in einer Notaufnahme (die bisherigen nächtlichen Pseudokruppattacken hatten wir ja recht gelassen zu Hause ausgestanden). Da der Kleine offensichtlich nicht blutete oder Schmerzen hatte, beschlossen wir, selbst in die Kinderklinik zu fahren. Zum Glück gibt es Navis. Und bis auf einen kurzen Blackout (ich wäre beinahe zum Geisterfahrer geworden, weil ich eine Markierung falsch gedeutet hatte) sind wir da auch sicher und heil angekommen und nach Anmeldung mehr oder weniger direkt in ein Behandlungszimmer verfrachtet worden.

Ich will nicht lange auf Einzelheiten eingehen. Nur so viel: Alles gut! Der Kleine war schon auf dem Weg in die Klinik munter, lachte und sang auf dem Rücksitz. In der Zwischenzeit hat die Geburtstagsgesellschaft das Glas zusammengebastelt und uns das Ergebnis (ein etwa 4 mm großes Stück fehlte) per Handy durchgegeben. Und nachdem der Kleine von einer wirklich netten Assistenzärztin untersucht worden war, gab es Entwarnung. Wir bekamen noch ein paar Infos, worauf wir achten sollten, und sind dann zurückgefahren. Die anderen waren inzwischen beim Nachtisch - aber der Kellner hat uns noch mit dem gesamten Menü versorgt, während alle geduldig auf uns gewartet haben. Der Kleine trank viel und futterte wie ein Scheunendrescher - wir gehen also davon aus, dass sich das kleine, vermutlich fein gemahlene Stückchen Glas inzwischen schon gut verpackt auf dem Weg durch den Hinterausgang gemacht hat.

Es war trotz allem ein schöner Geburtstag. Das nächste Mal dann bitte ohne Klinik!