Mittwoch, 10. Juni 2015

Eltern sein dagegen ...

Vor ein paar Jahren war ich auf einer wirklich romantischen Hochzeit. Es wurde unter freiem Himmel gefeiert, es wurden Ringe getauscht, es gab wunderbare Musik und tolle Reden. Die beiden strahlten mit der Sonne am Himmel um die Wette. Zwei Menschen, die sich lieben, haben sich geschworen, für immer zusammen zu bleiben, füreinander einzustehen, eine Familie zu werden. Bei ihnen zu Hause ist es heimelig und zum Wohlfühlen schön. Es gibt immer was zu lachen, aber auch für ernste Gespräche ist Platz. Der Garten ist liebevoll gepflegt, in der Küche werden wahre Meisterwerke gezaubert. Die beiden wären sicherlich großartige Eltern. Ich würde ihnen unseren kleinen Wirbelwind jederzeit anvertrauen und bin mir sicher: Bei diesen beiden Jungs wäre er großartig aufgehoben.

Vor ein paar Jahren habe ich ein anderes Paar kennengelernt, bei dem ich schon damals den Eindruck hatte, dass es in der Beziehung knirscht. Natürlich kann man oft schlecht hinter die Kulissen blicken. Sicherlich gab es gute Gründe für die beiden, zu heiraten, und bei der Hochzeit wirkten beide sehr entspannt und glücklich. Diese beiden sind inzwischen auch Eltern - und an einem Punkt, an dem man sich als Außenstehender manchmal fragt, ob die Familienplanung wirklich eine gute Idee war. Es kracht immer wieder, es ist laut, es ist chaotisch, es hängt oftmals Spannung in der Luft. Vielleicht ist das nur die Show vor Publikum. Vielleicht läuft es in der Familie sonst ganz anders. Aber unseren Kleinen würde ich eher nicht dorthin geben.

Und dann stellt sich wirklich die Frage, ob nur Heteropaare gute Eltern sein können.

Mittwoch, 3. Juni 2015

In memoriam

"Bieten Reclam-Gesamtausgabe in 18-facher Ausführung, zum Teil kommentiert, so gut wie neu. LK-Deutsch"

So steht es in unserer Abizeitung. Ja, wir haben uns oft gefragt, wieso wir uns mit Klassikern wie Anna Seghers' "Transit" oder Gerhart Hauptmanns "Rose Bernd" herumschlagen müssen. Auch "Anton Reiser" von Karl Philipp Moritz ist mir noch in Erinnerung - zumindest das Titelbild ...

Im Nachhinein muss ich aber sagen: Wir hatten immer viel Spaß mit unserem Deutsch-LK. Und das lag nicht nur an den lustigen Klassenfahrten und Ausflügen, sondern auch an unserem sanftmütigen, freundlichen, engagierten und literaturverliebten Lehrer. Sicherlich verzweifelte er mehr als einmal an uns ("Kinder, das wisst ihr nicht?"), wurde einmal sogar laut (ich glaube, es hing mit Südfrankreich und zu vielen Flaschen billigem Rotwein zusammen ...), aber in Erinnerung bleibt er mir als ein immer ruhiger, immer interessierter Mensch, der sicherlich dazu beigetragen hat, dass ich auch heute noch manchmal zu den Klassikern im Bücherregal greife.

Letzte Woche ist er von uns gegangen. Ich bin mir sicher, im Himmel gibt es viele Bücherregale und interessante Gespräche für ihn.

Ruhen Sie in Frieden!