Freitag, 23. Mai 2014

Schade!

Amtierender Europameister - und mit acht Titeln Rekordhalter. Zweimal Weltmeister - bei gerade mal sechs bislang ausgetragenen WMs. Bei 13 ausgetragenen europäischen Clubturnieren (UEFA Cup und Champions League) achtmal deutsche Mannschaften erfolgreich.

Klar, die Konkurrenz ist geringer, das Ganze nicht so prestigeträchtig und angeblich alles so unattraktiv (sorry - Boxen ist da m. E. wesentlich unattraktiver ...). Aber ist das ein Grund, den erfolgreichen deutschen Damenfußball in den Medien so dermaßen zu ignorieren? Aktuelle Erfolgsmeldungen auf einschlägigen (deutschen) Internetseiten irgendwo unter den neuesten Infos zum Eishockey-Halbfinale zwischen Russland und Tschechien oder Äußerungen von Wayne Rooney zur Fußball-WM aufzulisten? Und aufgrund mangelnder Medienpräsenz und damit verbunden geringeren Einnahmen den Fußballerinnen Gehälter und Prämien auszahlen, für die ihre männlichen Kollegen keinen Fuß auf den Rasen setzen würden?

Schade für die Mädels!

Sonntag, 18. Mai 2014

Krankenhauspremiere

Gestern waren wir auf einem 70. Geburtstag in Ludwigshafen eingeladen. Wir haben uns schick gemacht, sind hingefahren, haben alle begrüßt, auf der sonnenbeschienenen Terrasse einen Begrüßungssekt getrunken und uns irgendwann an den Tisch begeben, Getränke bestellt und die Menükarte begutachtet. Der Kleine benahm sich zauberhaft, prostete mit seiner Wasserflasche allen zu und zeigte sich von seiner besten Seite. Er durfte vorsichtig aus einem feinen Wasserglas trinken und hat das auch sehr geschickt gemacht. Dann wurde das Wasserglas weggestellt - aber offensichtlich nicht weit genug ...

Auf einmal knirschte und klirrte es neben mir und ich sah - das Wasserglas in seiner Hand und diverse Scherben an und in seinem Mund. Das Kerlchen hat gesunde Zähne - gesund genug, um das Wasserglass kaputtzubeißen. Riesenschreck. Finger in den Mund, Scherben rausgekehrt und trotz kräftiger, panischer Bisse versucht, alles rauszubekommen. Den Finger tiefer reingesteckt, damit das Kind evtl. spuckt. Der Kleine fing natürlich an zu brüllen und noch fester zuzubeißen. Und als ich dann meinen Finger reflexartig zurückgezogen hatte, verschloss der Kleine seinen Mund nur noch fester, wir hörten es noch mal knirschen - und dann schluckte er.

Was nun? Wir wollten sichergehen und machten uns auf den Weg zur Premiere - erster Besuch in einer Notaufnahme (die bisherigen nächtlichen Pseudokruppattacken hatten wir ja recht gelassen zu Hause ausgestanden). Da der Kleine offensichtlich nicht blutete oder Schmerzen hatte, beschlossen wir, selbst in die Kinderklinik zu fahren. Zum Glück gibt es Navis. Und bis auf einen kurzen Blackout (ich wäre beinahe zum Geisterfahrer geworden, weil ich eine Markierung falsch gedeutet hatte) sind wir da auch sicher und heil angekommen und nach Anmeldung mehr oder weniger direkt in ein Behandlungszimmer verfrachtet worden.

Ich will nicht lange auf Einzelheiten eingehen. Nur so viel: Alles gut! Der Kleine war schon auf dem Weg in die Klinik munter, lachte und sang auf dem Rücksitz. In der Zwischenzeit hat die Geburtstagsgesellschaft das Glas zusammengebastelt und uns das Ergebnis (ein etwa 4 mm großes Stück fehlte) per Handy durchgegeben. Und nachdem der Kleine von einer wirklich netten Assistenzärztin untersucht worden war, gab es Entwarnung. Wir bekamen noch ein paar Infos, worauf wir achten sollten, und sind dann zurückgefahren. Die anderen waren inzwischen beim Nachtisch - aber der Kellner hat uns noch mit dem gesamten Menü versorgt, während alle geduldig auf uns gewartet haben. Der Kleine trank viel und futterte wie ein Scheunendrescher - wir gehen also davon aus, dass sich das kleine, vermutlich fein gemahlene Stückchen Glas inzwischen schon gut verpackt auf dem Weg durch den Hinterausgang gemacht hat.

Es war trotz allem ein schöner Geburtstag. Das nächste Mal dann bitte ohne Klinik!

Donnerstag, 15. Mai 2014

Enttäuscht

Heute muss ich mal meine Enttäuschung über die Entwicklung meiner Kundenstruktur nach der Elternzeit loswerden. Ein paar Sachen treffen mich - und zwar richtig ...

Einige meiner Kunden sind zurückgekommen - mit dem gleichen oder einem minmal verringerten Umfang wie vorher. Das freut mich und macht mich happy. Einige von diesen Kunden lesen hier mit - darum mal ein dickes Dankeschön für euer Vertrauen! Es macht Spaß, mit euch weiterhin zusammenzuarbeiten!

Einige Kunden sind mit Einschränkungen zurückgekommen. Das hat verschiedene Gründe - teilweise haben die Kunden einfach weniger zu lektorieren, haben neue Prioritäten gesetzt oder arbeiten nach einem Jahr Elternzeit bei einigen Projekten mit anderen Lektoren zusammen. Das wurde offen kommuniziert, ist für mich nicht unbedingt schön, aber die Tatsache, dass auch von diesen Kunden noch Aufträge kommen, bedeutet, dass ich nicht in Vergessenheit geraten bin. Auch dafür ein Dankeschön!

Und dann gibt es die, die sich in Schweigen gehüllt haben - und auf einmal entdeckt man auf der Website, dass man komplett ersetzt wurde - durch andere Freie, die man teilweise selbst als Elternzeitvertretung empfohlen hat.

Ich bin nicht sauer auf die Kolleginnen und Kollegen. Wir alle sind froh um Aufträge, um uns über die Runden zu bringen. Ich finde es aber schade, dass diese Kunden nicht einfach sagen: "Wir waren so zufrieden mit Ihrer Schwangerschaftsvertretung und wollen mit ihr/ihm weiterarbeiten." (So wie ich es oben beschrieben habe.) Oder: "Ganz ehrlich: Wir hatten den Eindruck, dass die Zusammenarbeit nicht (mehr) funktioniert, und haben einen neuen Lektor gefunden." Oder, oder, oder ...

Schade - für einige dieser Kunden habe ich wirklich gerne gearbeitet und hatte den Eindruck, dass die Chemie stimmt. "It's a jungle out there" - aber ich habe doch irgendwie mehr erwartet ...

Montag, 12. Mai 2014

Tiger, Bären und andere Raubtiere

Letztens haben wir halbwilde Tiere gesehen. Ganz nah. Nur durch ein Trampolin-Schutznetz von uns getrennt. Gut, die meisten Leute würden sagen, dass es sich dabei lediglich um ein paar bewegungsfreudige Jungs zwischen neun und zwölf Jahren und eine unerschrockene Achtjährige gehandelt hat. Aber was die da veranstaltet haben ... Wir gehören sicherlich nicht zu den ängstlichsten Eltern dieses Planeten, aber irgendwie auch nicht zu den coolsten, weshalb wir unseren Zweijährigen trotz Protest immer wieder vom Trampolin geholt haben, wenn es uns zu heftig wurde.

Da wurde wild gesprungen, geboxt, mit Bällen aus nächster Nähe geworfen und geschossen. Immer wieder lag einer unten, auf den sich die anderen dann gestürzt haben, als gelte es, einen Gangster festzusetzen. Wenn es einem zu heftig wurde und er "Stopp" gerufen hat, wurde das teilweise ganz einfach ignoriert. Es gab selten Tränen - eher im Gegenteil, je mehr einer einstecken musste, desto mehr hat er anschließend ausgeteilt. Es war schon irgendwie erschreckend, mit welcher Selbstverständlichkeit geschubst und gerangelt wurde.

Zwischendurch waren sie alle die reinsten Lämmer, haben ganz lieb die Kleinen in ihre Mitte genommen und sind ganz vorsichtig im Sitzen oder Knien mit ihnen gehopst. Kaum waren die Kleinen weg, kamen die kleinen Raubtiere zurück. Wir haben uns gefragt, wie weit das normal ist. Ist das unser biologisches Erbe? Sind wir nichts anderes als kleine Tiger, junge Bären, die sich raufen und balgen und so lernen? Wo endet wildes Spiel, wo fängt Aggression an? Und ist das eine Sache, mit der vor allem wir uns als Eltern eines Jungen auseinandersetzen müssen?

Ich finde diese Gratwanderung schwierig: Der Kleine soll lernen, sich durchzusetzen, aber er soll das nicht auf aggressive Art und Weise tun. Er soll in der Lage sein, sich in einer solchen wilden Gruppe zu bewegen, ohne das "Opfer" zu werden. Er soll selbstbewusst sein und dabei immer Rücksicht auf andere nehmen, akzeptieren, wenn jemand "Stopp" sagt.

Ich war selbst oft Opfer, weil ich mich nie richtig durchsetzen konnte. Ich wurde oft gehänselt, nicht ernst genommen, weggeschubst. Ich reagiere heute noch sehr empfindlich auf Kritik und schwierige Situationen. Und ich neige zu Jähzorn - keine gute Kombination, kein gutes Vorbild. Ist es zu spät, selbst noch etwas zu lernen, das ich dann weitergeben kann? Kann ich ihm glaubwürdig und nachhaltig vermitteln, worauf es ankommt?

Montag, 5. Mai 2014

Discovery Channel

"Eltern sind Wegbegleiter eines kleinen Entdeckungsreisenden." Dieser schöne Spruch von Ernst Pöppel hängt an unserem Kühlschrank und erinnert uns daran, dass man die Welt ab und zu mit Kinderaugen sehen muss, um gute Wegbegleiter zu sein und dem Kleinen zu Entdeckungen zu verhelfen. Und wir entdecken beim Entdecken, was wir selbst noch lernen und unserem Kleinen beibringen müssen. Jeden Tag wird die Liste länger ...

Was haben wir in letzter Zeit entdeckt? Und was müssen wir daraus lernen?

Entdeckt haben wir, dass sich Steine und Stöckchen gut ins Wasser werfen lassen, wobei die Steine besser abschneiden - lassen sich weiter werfen und platschen viel schöner. Schwierig wird es, wenn das Werfen ohne Wasser stattfindet. Das müssen wir dem Kleinen jetzt beibringen: Wenn man Steine oder andere Dinge wirft, kann man Menschen oder Tieren damit wehtun oder Dinge beschädigen. Das gilt auch für diverses Spielzeug in der Wohnung, das mit Karacho auf den Parkettboden fliegt.

Entdeckt haben wir leider auch, dass sich Weinbergschnecken zertreten lassen - wir haben versucht, das Tierchen zu retten, aber einen Tritt hat es abbekommen. Es war sicher keine böse Absicht. Der Kleine hat ein zerbrochenes Schneckenhaus gesehen und seine Schlussfolgerung gezogen: Wenn man drauftritt, gehen die Häuschen kaputt. Dass darin ein Lebewesen wohnt, war ihm nicht bewusst. Lebewesen sind eben nicht nur Mama und Papa, die Katze der Tante, der Wellensittich der Oma und die Hunde von Freunden, sondern auch Insekten, Schnecken etc. Schwierig wird die Unterscheidung: Warum darf man nicht auf die Schnecke treten, aber womöglich die Wespe auf dem Essen oder blutsaugende Mücken an der Wand erschlagen? (Nein, ich will jetzt nicht darüber diskutieren, ob man das darf - manchmal ist es einfach Notwehr!)

Entdeckt haben wir viele neue Wörter. Es ist der Zeitpunkt gekommen, das Fluchen im Auto einzustellen, weil der Kleine alles nachplappert - und Wörter wie "Sch..." besonders gerne in Endlosschleife wiederholt.

Entdeckt haben wir, dass wir inzwischen groß genug sind, um Türen zu öffnen, Kuchen und andere Leckereien vom Tisch zu angeln, wenn sie nicht mittig genug stehen, und auf große Rutschen zu klettern, am besten dann, wenn die Erwachsenen mal einen Moment lang nicht hinschauen. Und außerdem haben wir entdeckt, dass wir sehr, sehr schnell geworden sind und in Nullkommanix aus dem Blickfeld verschwinden können.

Entdeckt haben wir, dass Zähneputzen nicht immer schlimm ist, dass es mit einem Schlafanzug im Bett wärmer ist, dass man der Oma Bussis durchs Telefon geben kann, dass ein Fahrradsitz eine tolle Sache ist und man beim Fahren sogar den blöden Helm auf dem Kopf vergisst, dass Gummistiefel geeignetes Schuhwerk zum Toben im Matsch darstellen, auch wenn man sie sonst nie tragen will, und dass man nicht immer seinen Kopf durchsetzt, wenn man nur laut und lange genug brüllt. 

Auf zu neuen Entdeckungen!