Montag, 1. Juli 2013

Vorsicht, Frust!

Neben meinem süßen kleinen Schatz, dem besten Baby der Welt, habe ich noch ein zweites Baby. Das ist inzwischen sieben Jahre alt, ist von Jahr zu Jahr größer und kräftiger geworden, hat aber auch von Jahr zu Jahr mehr gefordert. Die Rede ist von meinem Job, meiner Selbstständigkeit. Ich liebe diesen Job, ich habe dafür gekämpft und ich kann mir inzwischen nichts vorstellen, was ich lieber machen würde. Ich liebe den Stress, die Anerkennung, die Flexibilität (sowohl im Guten als auch im Schlechten). Es ist wie mit unserem Kleinen: Ich schlage mir für den Job notfalls die Nächte um die Ohren, wenn es sein muss, und es macht mir nichts aus.

Umso größer ist der Frust, nachdem wir am Wochenende die Zahlen (geplantes Einkommen, zu erwartende Steuerlast, Fixkosten wie private KV, Berufshaftpflicht etc.) zusammengestellt und bewertet haben. Überspitzt ausgedrückt: Wir können es uns eigentlich nicht leisten, dass ich arbeite, zumindest als Freiberufler.

Ja, ich bin selbst schuld: Warum muss ich auch Freiberufler sein? Warum muss ich so erfolgreich sein, was sich in jährlich steigenden Steuervorauszahlungen und -nachzahlungen äußert? Warum muss ich mich selbst versichern und für meine Altersvorsorge aufkommen? Warum muss ich arbeiten gehen, um dann zusätzliche Kosten für die Kita aufbringen zu müssen?Oder böse andersherum gefragt: Warum musste ich denn unbedingt heiraten? Warum dann auch noch ein Kind in die Welt setzen?

Ich beschäftige mich selten mit Politik. Ich habe noch nie Spaß an dem Thema gehabt und ich werde diesen Spaß auch nicht mehr entwickeln. Ich gehe wählen, weil ich das für meine Pflicht halte, und ich wähle die Partei, bei der ich mich in meiner jeweiligen Lebenssituation gut aufgehoben fühle - oder deren Kandidaten mir mehr liegen. Das Gleiche gilt für das Thema Wirtschaft. Persönlich am wichtigsten ist mir das Thema Bildung. Aber darum geht es nicht. Was ich ganz plakativ sagen will: Am liebsten würde ich meine gefühlten zehn Excel-Listen mit verschiedenen Einkommensszenarien nehmen, nach Berlin fahren, nacheinander irgendwelchen Politikern auf den Tisch klatschen und sie fragen, wie es sein kann, dass ich für die Tatsache, dass ich gutes Geld verdiene, von dem der Staat profitiert, auch noch draufzahlen muss. Wie kann es sein, dass ich als arbeitende Mutter mein Können dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stelle und dann mit Müh und Not mit einem Vollzeitjob auf Null rauskomme? Wie kann es sein, dass wir uns vermutlich besser stellen, wenn ich mit dem Arbeiten aufhöre, mein Kind, das eine tolle Zeit in einer sehr guten Krippe hat, in der es viel lernt, wieder ohne pädagogische Konzepte zu Hause betreue und mich komplett abhängig von meinem Mann mache - bis ins Alter hinein?

Ist alles jetzt sehr einseitig und einfach mal nur von der Seele geschrieben. Ich muss jetzt erst mal alles sacken lassen, in Ruhe anschauen, das ein oder andere mir durch den Kopf gehen lassen. Unterkriegen lasse ich mich nicht. Ich gebe mein siebenjähriges Baby nicht einfach so auf!