Samstag, 11. Mai 2013

Futterneid

Unser Baby ist ein Breikind. Ich habe ganz klassisch mit Möhrenbrei angefangen, nach und nach die Stillmahlzeiten durch Breimahlzeiten ersetzt und begeistert festgestellt, wie mühelos das nach kaum erwähnenswerten Anfangsschwierigkeiten ging. Ich war zugegebenermaßen sehr stolz auf uns.

Und dann stolpere ich über den Begriff BLW - baby-led weaning. Neue und - wenn man einigen Foren und Blogs glauben möchte - einzig wahre Methode, um das Baby an feste Nahrung zu gewöhnen und Essstörungen vorzubeugen. Fingerfood statt Brei. Sanftes Abstillen statt Fahrplan. Alles probieren lassen, statt den Speiseplan vorzugeben. Für einen kurzen Moment habe ich mir (mal wieder) suggerieren lassen, dass ich alles falsch mache. Ich lasse mein Baby sein Essen nicht "begreifen", ich diktiere ihm, wann er was isst, ich unterdrücke seine Neugier auf verschiedene Speisen. Wie soll er da ein natürliches Essverhalten entwickeln können?

Halt! Nichts gegen BLW, aber warum soll das auf einmal die einzige Methode sein, um ein Baby an feste Nahrung zu gewöhnen? Warum wird oft so dogmatisch argumentiert? Kann es nicht sein, dass es auch einfach Babys gibt, für die BLW nur die zweitbeste Methode ist? Unser Würmchen hatte überhaupt kein Problem mit dem Abstillen und futtert seinen Brei wie ein Scheunendrescher. Er lässt sich dabei gerne Löffel für Löffel in den Mund schieben und zeigt keinerlei Tendenzen, sein Essen begreifen zu wollen. Ich lege ihm ab und zu geeignete Speisen in Reichweite - die er dann entweder ignoriert oder fein säuberlich nach und nach auf den Boden befördert. Gegessen wird nur, was ich ihm direkt gebe. Ohnehin ist seine orale Phase eher unterentwickelt - das Einzige, was er mit Leidenschaft von sich aus in den Mund steckt, ist seine Quietscheente (und jetzt, wo er viel draußen krabbeln darf, Steinchen und Pflanzenteile).

Es gilt also mal wieder: Locker bleiben! Nicht jede neue Erkenntnis, nicht jede neue Methode passt. Man höre auf sein Bauchgefühl, beobachte sein Baby - und wenn das Baby so munter, fröhlich und ausgeglichen ist wie unser Würmchen, kann man gar nicht so viel falsch gemacht haben. 

Und doch muss ich zugeben, dass unser Baby tatsächlich eine Essstörung hat: Egal, wie viel Brei er gerade bekommen hat, egal, wie satt er ist - er zeigt massive Anwandlungen von Futterneid, wenn wir uns dann an den Tisch setzen. Und dann sind wir auf einmal doch bei einem Aspekt des BLW angekommen: Der Kleine probiert alles, was man ihm anbietet. Selbst Sauerkraut und Oliven sind schon in das gierig aufgesperrte Mäulchen gewandert. Dass er nicht dick und fett ist, verdanken wir seinem ausgeprägten Längenwachstum und seinem ungeheuren Bewegungsdrang. 

Also doch alles gut!