Sonntag, 29. Dezember 2013

2013

Es ist Ende Dezember und damit Zeit für den obligatorischen Jahresrückblick. Ich habe überlegt, mich anhand eines Fragebogens, den ich in einem früheren Blogleben mal genutzt habe, durch das Jahr zu hangeln, aber ich versuche es doch lieber mit einer wilden Sammlung von Eindrücken, Erlebnissen und Gedanken.

Da ist zunächst natürlich unser Sonnenschein, unser kleiner Schatz, der in diesem Jahr vom Baby zum Kleinkind geworden ist. Das bedeutet - wie schon im vorigen Jahr - unheimlich viele erste Male: die ersten Schritte, die ersten Worte, die ersten Trotzanfälle, die ersten Abschiede. Seit Juni ist er ein Krippenkind und ich muss sagen, dass es eine gute Entscheidung war. Der Kleine hat dort unheimlich viel Spaß, wird in einem Maße gefordert und gefördert, wie ich es nur schwerlich umsetzen könnte. Die Kosten sind enorm und reißen ein riesiges Loch in die Haushaltskasse - aber das Strahlen, mit dem er morgens in seine Gruppe marschiert, die tollen Erzieherinnen und die vielen Angebote sind es einfach wert.

Inzwischen begreift er sich auch immer stärker als eigene Persönlichkeit - mit entsprechenden Auswirkungen in Form erster Trotzanfälle. Da werden im nächsten Jahr sicher noch einige Kämpfe auf uns zukommen! Dennoch ist er ein liebes und anhängliches Kind, unkompliziert und fröhlich, und hat sogar schon problemlos alleine bei der Oma übernachtet. Über Weihnachten war er das erste Mal "richtig" krank, mit hohem Fieber, Appetitlosigkeit und Weinerlichkeit, aber das Schlimmste ist auch schon überwunden.

Die Krippe ermöglicht mir natürlich wieder, in meinem geliebten Job tätig zu sein. Aber ich muss sagen, dass mein Job es mir nach dem Wiedereinstieg erst mal schwer gemacht hat, ihn zu lieben. Ein zäher Anfang, mitten im Sommerloch nach einem Jahr Pause - zwischendurch habe ich tränenreich ans Aufgeben gedacht und dabei noch einmal gemerkt, wie wichtig mir diese Arbeit ist. Es geht nicht allein ums eigene Geld - das könnte ich mit meinen Qualifikationen sicherlich leichter verdienen. Es geht um das Herzblut, das ich in den letzten Jahren reingesteckt habe. Dass dieser Job, der mir immer so leicht von der Hand ging, bei dem ich mich zeitweise vor Aufträgen kaum retten konnte, auf einmal eine Belastung war - das hat mich ziemlich mitgenommen. Inzwischen läuft es wieder besser, aber auf recht niedrigem Niveau. 2014 kann also nur besser werden. Ich sollte mich damit trösten, dass ich dann auch weniger Steuern zahle ... Und rückwirkend muss ich sagen: Es war toll, ein Jahr lang Zeit mit dem Kleinen zu haben, mich um ihn kümmern zu können, die Welt neu zu entdecken. Es war auch toll, vier Monate mit meinen beiden Männern auf Mallorca zu sein, die Seele baumeln zu lassen, dem Kleinen das Meer zu zeigen. Auf diese Erfahrungen möchte ich keinesfalls verzichten!

Dagegen hätte ich auf auf die Erfahrung verzichten können, unter barbarischen Schmerzen mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht zu werden. Komplikationen nach einem Routineeingriff mit anschließend zwei Wochen Krankenhausaufenthalt, davon eine Woche mehr oder weniger auf Drogen, braucht kein Mensch. In den ersten Tagen ging es mir so schlecht, dass ich noch nicht mal Freude daran hatte, den Kleinen zu sehen, obwohl ich ihn schmerzlich (haha!) vermisst habe. Das muss ich 2014 nicht mehr haben!

Auch möchte ich 2014 keinen Menschen verlieren, an dem mein Herz hängt - so wie meine liebe Oma, die 2013 von uns gegangen ist. So viele unausgesprochene Worte, so viele Fragen, die nicht gestellt wurden, so viele Dinge, die erst im Nachhinein angesprochen wurden, teilweise erst dann aufgedeckt wurden - und keine Möglichkeit mehr, nach Hintergründen, Gefühlen und Ähnlichem zu fragen. Meine Oma war eine großartige Frau, ausgeglichen und ruhig, eine tolle Köchin und Bäckerin. Ich bin froh, dass ich schöne Dinge mit ihr erleben durfte. Besonders in Erinnerung wird mir unsere Reise nach Polen bleiben, nach Danzig, die Stadt, die sie als ihre Heimatstadt bezeichnet hat. Ich kann mir immer noch vorstellen, wie sie als junges Mädchen Arm in Arm mit Freundinnen im Sommer über die Seebrücke von Sopot flaniert ist (das übrigens - gerade erst gelesen - Partnerstadt meiner Geburtsstadt ist!). Ich werde sie stets in Erinnerung behalten mit ihren frechen Sprüchen und ihrer liebevollen Art. Oma, wo immer du bist - ich denke an dich!

Und sonst? Ich hatte schöne Zeiten mit Freunden und der Familie, die zu Besuch waren oder die wir besucht haben. Ich habe alte Freunde und Bekannte wiedergetroffen und nette Menschen kennengelernt. Ich habe mich über alle Babys gefreut, die im Freundeskreis geboren wurden, und wünsche diesen kleinen Jungs und Mädels alles Gute für ihren weiteren Lebensweg - und den jeweiligen Eltern natürlich auch! Ich habe mich über Nichtigkeiten und Wichtigkeiten aufgeregt, viel Spaß beim Theaterspielen gehabt, viele Vorsätze gefasst und die meisten leider nicht umgesetzt. Ich war manchmal traurig, manchmal wütend, manchmal unheimlich müde, aber insgesamt doch eher fröhlich und optimistisch. Das Jahr war gut.

Mal schauen, was dann 2014 so kommt. Euch allen einen guten Start ins neue Jahr!

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Tatsächlich ... 40!

Ich weiß noch, wie das damals mit zehn, zwölf Jahren war: Die Vorstellung, erwachsen zu sein, endete bei Mitte 20 bis allerhöchstens 30. Das war schon mehr als uralt und jenseits jeglicher Fantasie. Eltern und Großeltern waren natürlich lebende Beispiele dafür, dass es noch älter geht, aber dass man selbst so alt werden könnte ...

Und auf einmal ist man 40. 40! Das (angebliche) Horroralter jeder Frau! Ehrlich gesagt - wie 40 fühle ich mich so gar nicht. Woran liegt das? Bin ich "im Herzen jung geblieben" (blabla)? Oder habe ich im Leben so wenig erreicht, dass ich das Gefühl habe, noch viel zu tun zu haben, erleben zu wollen, sodass es gar nicht sein kann, dass ich schon 40 bin (und vermutlich schon mehr als die Hälfte meines Lebens hinter mir habe)?

Griff ins Bücherregal: Abizeitung, S. 46/47. Dort ein Bild von mir - rauswachsende Dauerwelle, riesige Sonnenbrille auf der Nase. Und daneben meine Selbstbeschreibung. Was ist davon geblieben?

"Zwei Jahre Sprachenschule in Koblenz (Ausbildung als Fremdsprachenkorrespondentin) ..."
Erledigt. Nach zwei Jahren Ausbildung und etwas mehr als fünf Jahren Berufsleben habe ich sogar noch studiert, auch wenn ich mir das zu Abizeiten mangels Ideen, was ich denn studieren könnte, überhaupt nicht vorstellen konnte. Oh, und sogar an einem Fernstudium habe ich mich versucht. Ausbildung: ok, sogar übererfüllt.

"...danach liebend gerne als Beamtin des höheren Dienstes ins Auswärtige Amt oder irgendwo im Ausland arbeiten."
Phhh, von wegen! Immerhin habe ich mehr oder weniger im diplomatischen Dienst gearbeitet: bei der kenianischen Botschaft in Bonn. Aber sonst? Ich habe noch nicht mal versucht, mich beim AA zu bewerben, weil ich davon ausging, dass ich das Einstellungsverfahren eh nicht packe. Beim Vorstellungsgespräch als Saftschubse bei LH bin ich immerhin in die zweite Runde gekommen. Aber so richtig wollte ich den Job ja auch eigentlich nicht, das war mehr eine Notlösung. Und selbst im Studium habe ich es mangels Geld nicht ins Ausland geschafft. Dass ich mich hingegen irgendwann selbstständig machen würde (und das sogar leidlich erfolgreich), hätte ich mir damals überhaupt nicht vorstellen können. Berufsweg: ok, wenn auch ganz anders.

"Traum: In der Altstadt von Nizza wohnen, nicht heiraten (ich lebe mit meinen Kindern lieber alleine), Geliebte reicher Männer (Sex, Kohle und keine Verpflichtungen) ..."
Das ist echt lustig. Und damals einfach ein Ausdruck meines Frusts: keinen Freund, noch nie einen gehabt, keiner in Sicht (sollte sich dann zwar überraschend ändern, aber das ist ein anderes Thema). Und warum Nizza? Das war einfach ein Eindruck aus einem meiner vorherigen Urlaube. Seitdem war ich noch nicht mal mehr in Nizza. Ich sollte mal wieder hinfahren. Was ist geblieben? Ich wohne nicht in Frankreich, sondern wieder am Rhein, ich habe eine Zeitlang in der Altstadt gewohnt und lebe jetzt immerhin in einem denkmalgeschützten Altbau in Luxuslage im sogenannten rheinischen Nizza. Es hat sich also doch irgendwie erfüllt ... Ich bin glücklich verheiratet, habe ein wunderbares Kind und keinen Geliebten. Und ehrlich gesagt vermisse ich auch keinen.

"... und ein Vertrag mit sämtlichen Schokoladenfirmen und Wick."
Ja, Schokolade esse ich immer noch gerne. Wick Wildkirsch in der alten Form gibt es nicht mehr. Da bin ich sehr flexibel geworden.

"Voraussichtliche Todesart: Unfall durch überhöhte Geschwindigkeit."
Wird vermutlich nicht passieren. Ich fahre seit Jahren zwar immer noch gerne flott, aber vergleichsweise moderat.

"Außerdem erfinde ich das Wundermittel gegen Heuschnupfen - aber erst mal Urlaub und Jobben, mit Anja evtl. nach Berlin."
Kein Wundermittel. Der Heuschnupfen ist aber auch nicht mehr so schlimm wie früher. Urlaub in Berlin haben wir damals gemacht - das war klasse (vielleicht sollten wir das noch mal machen?)! Ich glaube, seitdem war ich nur noch einmal in Berlin, und zwar rein zu Recherchezwecken im Verteidigungsministerium. Nein, ich war noch mal da - aber ich weiß gerade gar nicht mehr, in welchem Zusammenhang und mit wem. Shit, ich werde echt alt!

Also - alles ganz anders, aber deswegen nicht schlechter. Dass sich viele Sachen nicht erfüllt haben, lag nicht nur an den Umständen, sondern zugegebenermaßen auch an mir und meiner in mancher Hinsicht übermäßigen Trägheit. Dafür sind manche Dinge viel besser gelaufen als gedacht. Ich sollte weniger selbstkritisch sein. Glück bemisst sich nicht in Auslandsaufenthalten und prestigereichen Jobs. Es ist gut so, wie es ist!

Sonntag, 8. Dezember 2013

18 Monate

Vor 18 Monaten ... saßen wir in einem Krankenhauszimmer und im Fernsehen lief das Eröffnungsspiel der Fußball-EM 2012. Aber eigentlich schauten wir gar nicht wirklich hin. Denn neben uns lag in einem Beistellbettchen unser kleines Würmchen, unser neugeborenes Baby, ein hübsches Kerlchen, klein und hilflos, nur ein paar Stunden alt - und schon damals ein Herzensbrecher.

Und heute? Heute bist du schon 18 Monate alt! Vor zwei Jahren noch in Mamas Bauch, vor einem Jahr noch ein Baby - heute ein kleiner Junge, der auf zwei krummen Beinchen munter durchs Leben läuft. Ein Sonnenschein, ein Strahlekind, frech und selbstbewusst und in letzter Zeit immer öfter mal trotzig, wenn dir was nicht passt - und dann wieder charmant und liebenswürdig, sodass man dir einfach nicht böse sein kann.

Du bist absolut unkompliziert, was Essen und Schlafen angeht - du isst fast alles (und das in rauen Mengen) und gehst fast immer anstandslos mittags und abends ins Bett. Du spielst gerne mit deinen Spielsachen, den Wäscheklammern und dem Altpapier, du magst deine Bücher (auch wenn du noch selten die Geduld hast, dir ein Buch von vorne bis hinten anzusehen und vorlesen zu lassen), du hörst gerne Musik und lässt dir gerne vorsingen. Du hilfst (meistens) beim Aufräumen und hast viel Spaß daran, Sachen (auf Anweisung) in den gelben Sack zu werfen.

Dein passiver Wortschatz ist enorm, dein aktiver wächst langsam, aber sicher. Du plapperst und singst viel vor dich hin und man versteht auch immer besser, was du sagen willst. Eines der wichtigsten Wörter im Moment - nach "Mama" und "Papa" - ist "haben" - in erster Linie bezogen auf Essen, von dem du nicht genug bekommen kannst. Du badest gerne, magst Hunde und gehst mit Begeisterung in die Kita - so begeistert, dass du dich morgens oftmals nicht mal mehr nach mir umdrehst, sobald du in deiner Gruppe bist. Dafür begrüßt du mich nachmittags mit einem strahlenden Lächeln und wirfst dich in meine Arme. Du lachst lauthals, wenn man dich kitzelt, kletterst alleine in deinen Hochstuhl und auf deine Minirutsche und probierst alles aus.

Kurzum: Du bist ein tolles Baby (auch wenn du eigentlich kein Baby mehr bist ...)!

Wir haben dich lieb, kleiner Schatz!

Dienstag, 3. Dezember 2013

Advent, Advent

Draußen ist es kalt und neblig: das ideale Wetter, um es sich drinnen gemütlich zu machen, mit Tee und selbstgebackenen Plätzchen, mit schöner Musik und Weihnachtsdeko ...

Ich schaffe es nie rechtzeitig. Prinzipiell sieht am 1. Advent unsere Wohnung immer noch so aus wie in den elf Monaten davor - jedenfalls nicht weihnachtlich. Das Plätzchenbacken scheitert an Terminen beruflicher und privater Natur und an fehlenden Backzutaten, falls sich spontan doch mal eine Lücke im Kalender ergibt. Der Schreibtisch liegt voll, weil Dezember nun mal einer der besten Monate für mein Büro ist - muss ja schließlich alles noch schnell vor Weihnachten in Druck.

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt ... Vor der Schublade mit den Kerzen steht die Wickelkommode. Wir haben nämlich dieses Jahr verschärfte Spielregeln, weil wir durch einen Wasserschaden im Kinderzimmer (seit September) derzeit zwei Räume weniger nutzen können (die Sachen aus dem Kinderzimmer stapeln sich nämlich im Schlafzimmer) und das Wohnzimmer mit Wickelkommode und Bergen von Kinderkleidung derzeit auch nicht gerade der gemütlichste Ort ist. Und ich bin höllisch genervt von diesem Chaos - gesegnete, ruhige Adventszeit!

Montag, 25. November 2013

Geschwisterchen?

Unser Kleiner wächst und gedeiht. Er läuft durch die Gegend, brabbelt vor sich hin, ist munter und fröhlich. Und vor allem: Er ist definitiv kein Baby mehr. Und diese Tatsache verleitet derzeit die gesamte Umgebung, ob Familie oder Freunde, zu der Frage: "Wollt ihr noch ein Kind?"

Wollen wir? Und vor allem: Können wir? Was wird aus meinem Büro, wenn ich noch mal längere Zeit "ausfalle"? Der Wiedereinstieg war und ist immer noch schwer - würde er ein zweites Mal gelingen? Oder sollte ich einfach durcharbeiten, wie es eine Bekannte gemacht hat - und dabei meine letzte Energie und Kraft drangeben? Würde ich dann meinen drei Kindern - dem Kleinen, dem neuen Baby und meinem Büro - überhaupt noch gerecht werden, wie sie es verdienten? Und, nicht zu vergessen, mir und meinem Mann auch? Ich habe meine Elternzeit sehr genossen, fand es schön, wenig Verpflichtungen außerhalb des klassischen Mutterdaseins zu haben. Doch würde mir das reichen? Und würden wir (vorläufig) mit einem Gehalt auskommen und dennoch unseren Kindern das ermöglichen können, was wir und sie wollen?

Und dann gibt es da noch ganz andere Fragen: Ich nähere mich dem Ende meines vierten Lebensjahrzehnts. Ich bin gesund, aber die Risiken werden dadurch nicht kleiner. Würde es überhaupt klappen? Und wenn ja, wäre das Kind gesund? Und wenn nein - was würden wir dann tun? Welche Entscheidung würden wir treffen und würden wir diese - egal, wie sie ausfällt - irgendwann bereuen?

Es sind so viele Dinge, die bei diesem Thema durch meinen Kopf, durch unsere Köpfe wirbeln. So viele Aspekte, die wir zu ordnen und zu bewerten versuchen. Es ist eine so einfach gestellte Frage - und es ist verdammt schwer, darauf eine Antwort zu finden!

Freitag, 25. Oktober 2013

Starke Mädchen - starke Jungs?

Viele (Mama-)Blogs beschäftigen sich momentan mit dem Thema "Mehr Mut zum Ich" - ein Aufruf an Mütter, ihren Töchtern dabei zu helfen, stark und selbstbewusst zu sein, sich in ihrem Körper wohlzufühlen. Diese gute Aktion bringt mich zu zwei Themen. Zum einen ist da mein eigenes Bewusstsein und Körpergefühl als Frau und wie es durch meine Jugend geprägt wurde. Zum anderen - und darüber möchte ich heute schreiben - frage ich mich, was ich für meinen Sohn tun kann: Wie kann ich auch bei ihm ein gesundes Körpergefühl, Mut zum Ich wecken - auch ohne Aktion?

Nicht nur Mädchen, sondern auch Jungs wird heutzutage ein sehr genaues Bild davon vermittelt, wie ihr Körper auszusehen hat: glatt, möglichst haarlos, schlank, durchtrainiert, definierte Muskeln, Sixpack. Dazu kommen noch die anderen Anforderungen: sportlich soll er sein, intelligent, stark, erfolgreich, bloß kein Weichei. Ganz schön viel Druck, der da aufgebaut wird. Und ich fühle mich jetzt schon hilflos angesichts der Aufgabe, meinen Sohn zu einem selbstbewussten Menschen zu erziehen. Einem Menschen, der vielleicht nicht schlank, nicht sportlich, nicht erfolgreich ist, der Schwächen hat, Defizite, Probleme - der aber trotzdem stolz auf sich ist und sich akzeptiert, wie er ist. Den meine Liebe einhüllt und schon alleine dadurch stark genug macht, den Widrigkeiten des Lebens zu begegnen. Der aufrecht durchs Leben geht. 

Ich habe Angst, dass er so unsicher wird wie ich früher. Und dass das für ihn als Jungen eine vielleicht noch unangenehmere Erfahrung wird als für mich als Mädchen. Einer Tochter könnte ich von meiner eigenen Kindheit und Teeniezeit erzählen, ihr vermitteln, wie ich manchmal gelitten habe, was mir geholfen hat, was wirklich wichtig ist und wie man es erreicht. Aber kann ich das auch meinem Sohn beibringen? Werde ich glaubwürdig sein? Wird er mir vertrauen, mir erzählen, wenn er Probleme hat, mir erlauben, ihm zu helfen? Natürlich wird sein Vater ihm helfen, seine eigenen Erfahrungen mit ihm teilen, ihm beibringen, wie man sich selbst liebt. Aber auch ich will für mein Kind in schwierigen Situationen da sein, ihm all das vermitteln können. Gemeinsam wollen wir aus unserem Sohn eine Persönlichkeit machen. Ihn akzeptieren, wie er ist, mit all seinen Wünschen und Vorstellungen und Träumen.

Es ist eine gewaltige Aufgabe - ich habe großen Respekt davor.

Montag, 14. Oktober 2013

"Woher nehme ich nur all die Zeit ...

... so viele Bücher nicht zu lesen?"

So wie Karl Kraus geht es mir auch - leider. Ich liebe Bücher und ich liebe es, mich in sie zu versenken. Doch geht im Alltag so viel Zeit für so viel anderes drauf und das aktuell angelesene Buch liegt vernachlässigt auf meinem Nachttisch, die vielen ungelesenen Bücher im Regal schauen mich anklagend an. Und als ob dies nicht schon persönliche Folter und schlechtes Gewissen genug wäre, tauche ich regelmäßig ein ins Universum der ungelesenen Bücher: Ich gehe zur Frankfurter Buchmesse.

Ich liebe die Buchmesse! Am Ende tun mir die Füße weh, meine Schultern schmerzen von den vielen Prospekten und Leseproben, die sich trotz Sammeldisziplin stapeln, mein Schädel brummt, weil die Luft in den Hallen steht, ich bin verschwitzt und müde - aber ich gehe immer wieder gerne hin, freue mich, wenn ich einen Promi sichte, staune über die Zahl kleiner und kleinster Verlage, an deren Ständen man meist sehr nette Gespräche über Buch und die Welt führen kann, treffe Kolleginnen und Kollegen, die ich sonst nur von Telefon und E-Mail kenne, und bin immer wieder begeistert, dass es noch Bücher gibt und wohl auch in Zukunft geben wird. Es ist toll, Neues zu entdecken - so wie vor ein paar Jahren das Bilderbuch, über dessen Entstehung John Irving in einem Roman schreibt, oder Krimis, die hier in unserer Stadt spielen. Und da ich den Sonntag - den Verkaufstag - schon alleine wegen der Besuchermassen wohlweislich meide, komme ich auch ohne größeren finanziellen Schaden aus der Messe wieder raus.

Ich bin beim Lesen altmodisch. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, Romane als E-Book zu lesen. Ich liebe es, Bücher in der Hand zu halten und darin zu blättern. Ich liebe es, mit unserem Kleinen in Bilderbüchern zu blättern und alles genau zu betrachten. Und ich nehme es mir mal wieder vor: Ab morgen wird wieder mehr gelesen!

Freitag, 4. Oktober 2013

20 facts about me

Wer mich kennt, weiß, dass ich eine kleine Rampensau bin, die es liebt, über sich selbst zu reden. Da kommt mir eine Blogger- und Instagram-Aktion wie "20 facts about me", wie ich sei bei Berlinmittemom entdeckt habe, genau recht. Also:

1) Ich habe früher meinen Kaffee nur schwarz getrunken, ohne Milch und Zucker - aber dafür mit einem Löffel zum Umrühren. (Inzwischen trinke ich ihn mit Milch.)

2) Während meines Studiums habe ich einmal anonym per Fleurop ein Dutzend blaue Rosen geliefert bekommen. Ich weiß bis heute nicht, von wem.

3) Als Kind wollte ich Tierärztin werden.

4) Meine Muttersprache ist Pfälzisch.

5) Ich habe eine Zeitlang für die Botschaft der Republik Kenia in Bonn gearbeitet.

6) Beinahe wäre es die Botschaft des Libanon geworden - da kam ich beim Vorstellungsgespräch aber nur auf Platz 2.

7) Ich habe mich schon immer geärgert, dass meine Schwester einen zweiten Vornamen hat und ich nicht.

8) Ich stand in Köln mit Michael Jackson zusammen auf der Bühne. Nein, ich habe nicht gesungen, sondern eine Gruppe Kinder betreut, die bei zwei Liedern mit aufgetreten ist.

9) Ich liebe Kirschsaft. Zum ersten Mal probiert habe ich ihn nach der Lektüre von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" - Christiane F. trinkt auch Kirschsaft.

10) Wenn ich noch mal mit dem Studium anfangen könnte, würde ich Geografie im Hauptfach studieren.

11) Meine ersten grauen Haare hatte ich mit Anfang zwanzig. Inzwischen bin ich komplett grau und verzichte seit letztem Jahr aufs Färben.

12) Mein Lieblingsland ist Irland. Ich war aber schon viel zu lange nicht mehr dort.

13) Meine Lieblingsstädte sind London, Amsterdam und San Francisco. In allen dreien war und bin ich zu selten.

14) Ich habe früher bei Douglas an Weihnachten Geschenkpäckchen gepackt.

15) Wenn ich drüber nachgedacht hätte, was alles damit zusammenhängt und auf einen zukommt, hätte ich mich nie selbstständig gemacht.

16) Ich singe leidenschaftlich gerne im Auto mit. Notfalls sogar Arien. Und nein, ich kann nicht singen.

17) Ich habe zweimal versucht, "Ulysses" zu lesen. Bin zweimal grandios gescheitert.

18) Ich habe "Harry Potter" weder gelesen noch gesehen. "Titanic" habe ich auch nicht gesehen.

19) Ich habe verdammt nahe am Wasser gebaut. Da reichen schon ansatzweise rührende Filmszenen. Und seit ich Mutter bin, ist das noch schlimmer.

20) Ich telefoniere nicht gerne. Ideale Voraussetzung für eine gelernte Sekretärin und Freiberuflerin auf Akquise.

Und ihr? Erzählt mal!


Dienstag, 1. Oktober 2013

Klassentreffen

Ich gehörte in meiner Klasse eher zu den Außenseitern. Ich wurde nicht gemobbt oder offen abgelehnt, aber ich gehörte auch nicht dazu, zu den Hippen, den überaus Beliebten, den Wortführern. Ich blieb oft außen vor. Ab und zu hat mir das was ausgemacht, hat an mir genagt - aber im Großen und Ganzen fand ich es nicht so tragisch. Schließlich hatte ich meine lieben Freundinnen, meine Mädels, mit denen ich auch heute noch Kontakt habe, die ich mehr oder weniger regelmäßig treffe.

Und dennoch liebe ich Klassentreffen.

Wir waren ein kleiner Abijahrgang. Bei den meisten weiß man, wo sie sind und was sie so machen. Über soziale Netzwerke oder gelegentliche E-Mails hält man mehr oder weniger Kontakt. Viele sind nach dem Abi oder später weggegangen. Dann versucht man ab und zu, sich mit jemandem zu treffen, der gerade "auf Heimaturlaub" ist - nicht immer erfolgreich, denn mal scheitert es an Terminen, mal an mehr oder weniger deutlichem Desinteresse. Das finde ich schade - ich liebe es, alte Bekannte wiederzutreffen, selbst jene, mit denen ich damals, vor vielen Jahren, keine oder nur wenige Gemeinsamkeiten hatte. Ich liebe es, mich mit Leuten zu unterhalten, auch wenn es meist um Belanglosigkeiten geht, um Smalltalk, Erinnerungen, um Fragen zum Beruf und dazu, ob man inzwischen Familie gegründet hat. Und ich freue mich jedes Mal wieder, wenn ich meine Meinung über einen Klassenkameraden zum Positiven hin revidieren darf. Das zeigt mir: Wir waren alle gar nicht so übel!

Deswegen gehe ich möglichst zu jedem Klassentreffen, und sei es noch so spontan. Dieses Jahr hat mir die Gesundheit einen Streich gespielt - leider. So blieb es bei einem kurzen Hallo, bevor ich wieder verschwunden bin. Aber es hat mich wie immer gefreut, die Gesichter von Menschen zu sehen, an die ich lange nicht gedacht habe, zu hören, dass es ihnen gut geht, zu erfahren, was jene machen, die nicht da sind und zu denen der Kontakt eingeschlafen ist.

Beim nächsten Abitreffen sind hoffentlich noch mehr Leute dabei! Es wäre schön, euch möglichst alle wiederzusehen - und das meine ich ganz ehrlich!

Freitag, 13. September 2013

Geht's noch?

Ich bin kein Fan von Peer Steinbrück. Er ist mir zu kühl, wirkt zu verbissen und abweisend. Umso erfrischender finde ich es, wenn er sich mal so richtig emotional zeigt. Dass er das SZ-Magazin-Interview "Sagen Sie jetzt nichts ..." mitgemacht hat, finde ich gut. Dass er auf die Frage nach seinen "netten" Spitznamen den Stinkefinger zeigt, finde ich verständlich - und entlockt mir ein verständnisvolles Schmunzeln.

Klar, man kann darüber streiten, ob genau dieses Bild dann auf den Titel gehört. Aber über die Geste an sich streiten, sich aufregen, den Mann deswegen in Grund und Boden reden - muss das sein? Die meisten wissen noch nicht mal, in welchem Zusammenhang das Bild entstanden ist. Und selbst wenn man das nicht weiß, ist es für mich kein Grund, dem Mann sämtliche politische Fähigkeiten abzusprechen.

Es war vielleicht nicht geschickt, aber es war menschlich. Und was ist gegen ein wenig Menschlichkeit in der Politik einzuwenden?

Freitag, 30. August 2013

Irgendwo dazwischen ...

"Helikopter-Eltern" (oder auch "Drohnen-Eltern") ist DAS Schlagwort, wenn es um heutige Erziehung geht. In den Medien werden die extremsten Beispiele überbehütender Eltern genussvoll seziert, von Kommentatoren, Foristen und Leserbriefschreibern entweder zerrissen oder als einzig wahre Einstellung zum Elterndasein gefeiert. Da gibt es Mütter, die ihre Grundschulkinder nicht alleine mit dem Bus zur Schule fahren lassen, während sich andere Mütter auf das Experiment einlassen, einen Neunjährigen auf eigenen Wunsch Pfadfinder in der Großstadt-U-Bahn spielen zu lassen. Mir persönlich gefällt die U-Bahn-Idee besser, aber darum soll es jetzt gar nicht gehen.

Ich habe mich gefragt - wie wahrscheinlich viele von uns Müttern, die wir diese Artikel lesen -, wie es eigentlich war, als ich klein war. Wie mich das geprägt hat. Und ich komme zu dem Schluss: Meine Mutter war eine Helikopter-Mutter - und auch wieder nicht.

Meine fünf Jahre ältere Schwester hat vieles in unserer Kindheit anders empfunden als ich. Das hier ist also eine ganz subjektive Sicht, sicherlich an der ein oder anderen Stelle verklärt oder nur sehr vage.

Ich bin mit dem Bus zur Schule gefahren - vom Grundschulalter an. Ich bin schon in der ersten Klasse zusammen mit meinem Klassenkameraden den Berg zur Haltestelle runtermarschiert und nach der Schule wieder hoch. Im Sommer und im Winter. Manchmal hat meine Mutter mich abgeholt - aber das waren geliebte Ausnahmen. Was ich nicht durfte - im Gegensatz zu anderen Kindern: mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Das war meiner Mutter zu gefährlich. Ich durfte das ein einziges Mal: als Klassenausflug. Und ich fand es unfair, dass ich es sonst nicht durfte.

Dafür durfte ich nachmittags draußen spielen, wie und wo ich wollte. Auf dem Dorf ist das natürlich viel einfacher als in der Stadt, dessen bin ich mir bewusst. Wir haben auf den Feldern gespielt und im Wald. Als Heuschnupfenkind kam ich mehr als einmal mit dicken, roten Augen nach Hause - dann wurde ich ins abgedunkelte Zimmer gelegt, habe mich erholt und bin am nächsten Tag wieder losgezogen.

Im ersten Gymnasialjahr bin ich immer noch mit dem Bus gefahren - doch unser Vater hat uns morgens mitgenommen, weil der Weg sehr weit war und es morgens nur einen Bus gab, der sehr früh fuhr (und wir dann noch fast eine Stunde vor der Schule warten mussten - das war halt so). Mittags holte uns unsere Mutter oft ab, weil es ohnehin schon spät war und der Weg den Berg hoch sehr weit.

Nach dem Umzug an den Rhein ging es mit Schulbusfahren weiter. Und Linienbusfahren kam dazu. Nachmittags alleine in die Stadt (oftmals mit dem Auftrag, direkt Lebensmittel einzukaufen), notfalls vom anderen Stadtteil zu Fuß nach Hause (außer abends, da war es am Wäldchen entlang unangenehm) - kein Problem. Dafür wurde an andere Stelle und viel später "helikoptert": Als ich anfing, abends auszugehen, mich mit Freundinnen zu treffen und Party zu machen (als klassischer Spätzünder war das bei mir erst mit 17!), bestand meine Mutter auf dem "Gut angekommen"-Anruf (erst recht, nachdem ich den Führerschein hatte). Und wenn sie festgelegt hatte, wann ich heimzukommen hatte, und ich habe mich nicht daran gehalten (was selten genug vorkam, wurde ich doch oft dazu verdonnert, den letzten Bus zu nehmen), gab es tierischen Zoff. Spontan bei Freundinnen übernachten? Ging gar nicht, noch nicht mal, wenn ich abends noch angerufen hätte, dass ich nicht mehr heimkomme. Ich fand das ganz, ganz schlimm - und vor allem unheimlich peinlich. Was hätte ich in diesen Momenten für entspanntere Eltern gegeben! Wirklich rebelliert habe ich aber nicht - hätte es denn was genützt? Ich war zu unsicher, zu wenig selbstbewusst und viel zu harmoniebedürftig für eine Rebellion. Was mir meiner Meinung nach dadurch auch ein wenig ausgetrieben wurde, war der Abenteuergeist. Vielleicht, weil ich schon früh wusste, dass ich mit Vorschlägen wie einem Jahr USA o. Ä. gar nicht erst aufschlagen musste, wenn es schon unmöglich ist, abends in die Stadt zu gehen, ohne vorher anzukündigen, wann ich nach Hause komme.

Zur Schule: Meiner Wahrnehmung nach haben sich meine Eltern nicht oft in der Schule eingemischt - was sicher auch daran lag, dass ich meist mit guten Noten nach Hause kam (wie auch schon meine Schwester). Ich habe meine Hausaufgaben selbstständig gemacht und es hat sie keiner kontrolliert. Wenn ich mal vor einer Klassenarbeit abgehört wurde, dann von meiner Schwester. Aber auch das kam selten vor. Ärger in der Schule war auch selten. Vieles habe ich alleine geregelt - oder ausgesessen. So ist das heute noch: Entweder packe ich die Dinge sofort an oder ich verdränge sie - und frage auch nicht um Hilfe, bis es (fast) zu spät ist.

Schwieriger war der Umgang mit Schulaktivitäten außerhalb der Unterrichtszeit, z. B. Theater-AG. Aufgrund der schlechten Busverbindungen waren hier oft meine Eltern gefragt, um mich abzuholen. Dabei hatte ich immer das Gefühl, dass das für meine Eltern eine Belastung darstellt und sie das Engagement zwar einerseits gut fanden, andererseits aber auch ein wenig genervt waren - und ich dadurch automatisch weniger gemacht habe, als ich vielleicht gewollt hätte. Auch sportliche Aktivitäten, Musikunterricht o. Ä. wurden nicht wirklich angemahnt und gefördert. Manchmal denke ich, es wäre schön gewesen, hier ein wenig Druck zu bekommen - dann wäre ich heute vielleicht nicht so unsportlich und faul ...

Tja, und jetzt sitze ich da und überlege, wie es bei mir in ein paar Jahren aussehen wird. Ich hoffe, ich bin in der Lage, dem Kleinen alles zuzutrauen, was geht. Ihn an der langen Leine zu lassen und ihn dabei zu beschützen, wo es notwendig ist. Ich hoffe, dass er ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt, dass er lernt, selbstständig zu sein, ohne das Vertrauen in uns und das Wissen, dass wir immer für ihn da sind, zu verlieren. Ich hoffe, dass ich in den richtigen Momenten loslassen kann und dass ich in den richtigen Momenten da bin, um ihn aufzufangen. Ich hoffe, er wird mit mir über alles reden können und es auch tun.

Ich hoffe, der Rettungshubschrauber startet nicht zu oft und nur in den richtigen Momenten.

Mittwoch, 21. August 2013

Papakind

Unser Kleiner ist ein richtiges Papakind. Kein Wunder - während Mama direkt nach der Geburt noch im OP und anschließend im Aufwachraum lag, konnten der Kleine und der Große schon mal Körperkontakt aufnehmen, kuscheln, gemeinsam eine Runde schlafen. Das hat den Kleinen meiner Meinung nach ganz gewaltig geprägt.

Jedenfalls lässt er sich von Papa schneller trösten. Ich trage ihn rum, versuche ihn zu beruhigen, zu trösten, ihm zu zeigen, dass alles gut ist - nicht immer erfolgreich. Kaum kommt Papa ins Blickfeld, steigert sich das Weinen kurzfristig, der Kleine streckt die Ärmchen nach ihm aus, will zu ihm, schiebt mich weg, kuschelt sich an Papas breite Schulter - und ist ruhig. Ich bin abgeschrieben. Und wenn es ganz schlimm kommt, fängt er sogar wieder an zu weinen, wenn ich mich nähere.

Das tut mir weh. Ich fühle mich ungerecht behandelt, abgeschrieben, im wahrsten Sinne des Wortes abgeschoben, nutz- und hilflos. Ich bin eifersüchtig. Und ich spüre, wie sich in mir in diesem Moment eine kleine Distanz aufbaut - eine Distanz zu diesem kleinen Menschen, den ich doch über alles auf der Welt liebe. Manchmal drehe ich mich enttäuscht um und gehe weg. Das erschreckt mich ein wenig. Dann gehe ich zurück, versuche Körperkontakt zum Kleinen aufzunehmen, ihm zu zeigen, dass ich da bin.

Und der kleine Räuber? Hat sich inzwischen auf Papas starkem Arm beruhigt, zwitschert ein süßes "Mama", guckt nach mir und will zurück auf meinen Arm. Und ich nehme meinen Sohn in den Arm und bin versöhnt mit der Welt. Bis zum nächsten Mal...


Dienstag, 6. August 2013

KzH

Heute ist das erste Mal seit Beginn der Kita-Karriere des Kleinen, dass er krank zu Hause bleiben muss. Ist nicht schlimm, er ist verrotzt und hat erhöhte Temperatur. Ansonsten ist er fit, krabbelt hier herum, stellt alles Mögliche an und hält mich von der Arbeit ab.

Der große Vorteil: Noch ist nicht viel Arbeit da. Mein Job kommt nur langsam wieder in Gang, die Auftragslage lässt noch stark zu wünschen übrig, alles sehr überschaubar. Aber das wird hoffentlich nicht so bleiben. Und dann kann es passieren, dass hier ein lukrativer Auftrag liegt, der zeitkritisch ist - und der Kleine wird krank.

Erster Reflex einiger Menschen in meiner Umgebung: "Du bist ja zu Hause, dann kümmerst du dich um den Kleinen!" Was viele dabei übersehen: Die Tatsache, dass ich von zu Hause aus arbeite, heißt nicht, dass ich hier tun und lassen kann, was ich will. Die Flexibilität meines Jobs ist nicht unendlich - im Gegenteil, ich habe feste Arbeitszeiten, angepasst an die Arbeitszeiten meiner Auftraggeber. In dieser Zeit arbeite ich, bin erreichbar, springe ein, wenn's klemmt. Und mein Job ist von vielen kurzfristigen Aufträgen geprägt. Morgens Auftragserteilung, nachmittags Abgabe - kein ungewöhnliches Szenario.

Natürlich kann ich Leerlauf ganz anders nutzen, als wenn ich außerhalb arbeiten würde. Ich kann mal die Spülmaschine ausräumen, die Wäsche falten, das Kinderzimmer aufräumen. Aber ich muss es wiederholen: Zu Hause arbeiten heißt nicht, dass man tun und lassen kann, was man will!

Und das heißt auch: Wenn der Kleine krank ist und ein wichtiger Auftrag auf dem Tisch liegt, muss eben mal der weltbeste Papa zu Hause bleiben. Das wird er auch tun. Und schon höre ich die Stimmen: "Aber er hat doch einen festen Job, das ist eure Existenzgrundlage! Das ist doch wichtiger!" Ja, sein Job sichert unser festes Einkommen. Das ist wichtig. Aber wichtiger? Soll das heißen, dass mein Job nicht wichtig genug ist? Vielleicht ist mein Gehalt nicht so hoch, vielleicht ist es starken Schwankungen unterworfen - und deswegen nicht so wichtig? Unwichtig genug, um ihn zu riskieren? Denn seien wir mal ehrlich: Ein Fehltag im festen Job ist nicht gleich existenzbedrohend. Ein kurzfristig abgesagter Auftrag verärgert den Kunden - und vertreibt ihn im schlimmsten Fall.

Der Vorteil: Man hat dann wieder viel Zeit, sich ums kranke Kind zu kümmern ...

Donnerstag, 25. Juli 2013

Achtung, Baby!

Ja, es gibt wichtigere Themen auf der Welt: NSA, Wirtschaftskrisen, Hunger, Mord und Totschlag, Krieg, Verfolgung, Umweltzerstörung.
Ja, die Monarchie ist ein verstaubtes, teures Konzept, das kein Mensch braucht.
Ja, es ist ein vollkommen unnötiger Medienzirkus, der hier veranstaltet wird.

Mir egal. Da hat ein junges, sympathisches Paar sein erstes Kind bekommen und ich freue mich, so wie ich mich für jedes Paar freue, das ein Kind bekommen hat. Kinder sind einfach das Größte. 

Herzlichen Glückwunsch!


Montag, 15. Juli 2013

Ohne Worte

Ich war am Samstag zum Grillen eingeladen. Als ich mich für eine bestimmte Bratwurst entschieden hatte, wurde mir gesagt, das sei eine Männerbratwurst ...

Männerbratwurst. Diese grobe Bratwurst, die ganz harmlos aussah, war also laut Metzgerei-Kassenbon eine Männerbratwurst. Ich habe sie gegessen und sie war lecker. Aber danach habe ich mich schon noch gefragt: Wenn in Rindswürstchen Rindfleisch ist und in Käsewürstchen Käse ...?

Guten Appetit!

Montag, 1. Juli 2013

Vorsicht, Frust!

Neben meinem süßen kleinen Schatz, dem besten Baby der Welt, habe ich noch ein zweites Baby. Das ist inzwischen sieben Jahre alt, ist von Jahr zu Jahr größer und kräftiger geworden, hat aber auch von Jahr zu Jahr mehr gefordert. Die Rede ist von meinem Job, meiner Selbstständigkeit. Ich liebe diesen Job, ich habe dafür gekämpft und ich kann mir inzwischen nichts vorstellen, was ich lieber machen würde. Ich liebe den Stress, die Anerkennung, die Flexibilität (sowohl im Guten als auch im Schlechten). Es ist wie mit unserem Kleinen: Ich schlage mir für den Job notfalls die Nächte um die Ohren, wenn es sein muss, und es macht mir nichts aus.

Umso größer ist der Frust, nachdem wir am Wochenende die Zahlen (geplantes Einkommen, zu erwartende Steuerlast, Fixkosten wie private KV, Berufshaftpflicht etc.) zusammengestellt und bewertet haben. Überspitzt ausgedrückt: Wir können es uns eigentlich nicht leisten, dass ich arbeite, zumindest als Freiberufler.

Ja, ich bin selbst schuld: Warum muss ich auch Freiberufler sein? Warum muss ich so erfolgreich sein, was sich in jährlich steigenden Steuervorauszahlungen und -nachzahlungen äußert? Warum muss ich mich selbst versichern und für meine Altersvorsorge aufkommen? Warum muss ich arbeiten gehen, um dann zusätzliche Kosten für die Kita aufbringen zu müssen?Oder böse andersherum gefragt: Warum musste ich denn unbedingt heiraten? Warum dann auch noch ein Kind in die Welt setzen?

Ich beschäftige mich selten mit Politik. Ich habe noch nie Spaß an dem Thema gehabt und ich werde diesen Spaß auch nicht mehr entwickeln. Ich gehe wählen, weil ich das für meine Pflicht halte, und ich wähle die Partei, bei der ich mich in meiner jeweiligen Lebenssituation gut aufgehoben fühle - oder deren Kandidaten mir mehr liegen. Das Gleiche gilt für das Thema Wirtschaft. Persönlich am wichtigsten ist mir das Thema Bildung. Aber darum geht es nicht. Was ich ganz plakativ sagen will: Am liebsten würde ich meine gefühlten zehn Excel-Listen mit verschiedenen Einkommensszenarien nehmen, nach Berlin fahren, nacheinander irgendwelchen Politikern auf den Tisch klatschen und sie fragen, wie es sein kann, dass ich für die Tatsache, dass ich gutes Geld verdiene, von dem der Staat profitiert, auch noch draufzahlen muss. Wie kann es sein, dass ich als arbeitende Mutter mein Können dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stelle und dann mit Müh und Not mit einem Vollzeitjob auf Null rauskomme? Wie kann es sein, dass wir uns vermutlich besser stellen, wenn ich mit dem Arbeiten aufhöre, mein Kind, das eine tolle Zeit in einer sehr guten Krippe hat, in der es viel lernt, wieder ohne pädagogische Konzepte zu Hause betreue und mich komplett abhängig von meinem Mann mache - bis ins Alter hinein?

Ist alles jetzt sehr einseitig und einfach mal nur von der Seele geschrieben. Ich muss jetzt erst mal alles sacken lassen, in Ruhe anschauen, das ein oder andere mir durch den Kopf gehen lassen. Unterkriegen lasse ich mich nicht. Ich gebe mein siebenjähriges Baby nicht einfach so auf!


Dienstag, 25. Juni 2013

Strange days

Irgendwie bin ich nicht gut drauf. Dabei könnte alles perfekt sein. Unser kleiner Schatz legt eine vorbildliche Eingewöhnungsphase in der Krippe hin, die ersten Aufträge flattern herein, das Chaos auf dem Schreibtisch und in der Wohnung allgemein lichtet sich, wir sind alle gesund und munter. Und trotzdem nagt etwas in mir.

Ich bin im Moment superempfindlich. Mein Wunsch, alles richtig zu machen und es allen recht zu machen, erweist sich als explosiv. Ich flippe bei Kritik direkt aus, ohne Zwischentöne und ohne erst mal darüber nachzudenken, ob an der Kritik was dran sein könnte. Und wenn ich mich wieder beruhigt habe, mag ich mich noch weniger.

Ich weiß, das ist nur eine Phase. Passiert mir ja nicht zum ersten Mal. Und trotzdem fühlt es sich jedes Mal wieder zum Kotzen an.

Sonntag, 9. Juni 2013

Ein Jahr und ein Tag

Unser Würmchen ist gestern ein Jahr alt geworden. Wie schnell doch die Zeit vergangen ist! Gerade hält er ein Nachmittagsschläfchen, liegt da mit entspannten Gesichtszügen und offenem Mäulchen - er ist einfach zum Fressen süß!

Kleiner Schatz, süßes Kerlchen! Vor einem Jahr und einem Tag warst du gerade auf der Welt, ein kleines nacktes Fröschlein auf meiner Brust. Jetzt bist du kein Baby mehr - aber du wirst immer mein Baby bleiben! Ich liebe dich, kleines Schnuffi! Dein fröhliches Lachen, deine wachen, neugierigen Augen, deinen Charme, deine Fröhlichkeit. Ich liebe es, dir dabei zuzusehen, wie du die Welt entdeckst und eroberst. Und ich hoffe von ganzem Herzen, dass du so fröhlich und ausgeglichen bleibst, wie du jetzt bist, dass dein Leben unkompliziert verläuft, dass du alle Hürden meisterst, alle Schwierigkeiten in den Griff bekommst, das Glück auf deiner Seite ist!

All diese Gefühle, die mich durchströmen, wenn ich dich ansehe, wenn ich dich lachen höre, wenn du schmusen willst, wenn du mit mir spielst oder kichernd vor mir wegkrabbelst - die sind so groß, das lässt sich nicht in Worte fassen. Aber ich bin sicher, du spürst, was du mir bedeutest.

Dicker Kuss von deiner Mama!

Dienstag, 4. Juni 2013

Erstens kommt es anders ...

Was hatte ich für tolle Pläne! Der Kleine hat seine ersten Kita-Eingewöhnungsstunden Ende Mai, die ersten zwei Juniwochen steigern wir langsam die tägliche Kita-Dosis, nach und nach informiert die Mama in Ruhe ihre Kunden, nimmt erste Aufträge an, Papa geht wieder arbeiten, alles  findet sich ... Pustekuchen! Kind krank, Kita-Eingewöhnung um eine Woche verschoben.

Und da kann man nur sagen: Zum Glück bin ich Freiberufler. Nicht, dass es toll ist, Kunden vertrösten zu müssen. Aber immerhin kann ich meinen Start in den Job ein wenig nach hinten verschieben, ohne gleich Sonderurlaub beantragen zu müssen.

Immer schön positiv denken!

Samstag, 11. Mai 2013

Futterneid

Unser Baby ist ein Breikind. Ich habe ganz klassisch mit Möhrenbrei angefangen, nach und nach die Stillmahlzeiten durch Breimahlzeiten ersetzt und begeistert festgestellt, wie mühelos das nach kaum erwähnenswerten Anfangsschwierigkeiten ging. Ich war zugegebenermaßen sehr stolz auf uns.

Und dann stolpere ich über den Begriff BLW - baby-led weaning. Neue und - wenn man einigen Foren und Blogs glauben möchte - einzig wahre Methode, um das Baby an feste Nahrung zu gewöhnen und Essstörungen vorzubeugen. Fingerfood statt Brei. Sanftes Abstillen statt Fahrplan. Alles probieren lassen, statt den Speiseplan vorzugeben. Für einen kurzen Moment habe ich mir (mal wieder) suggerieren lassen, dass ich alles falsch mache. Ich lasse mein Baby sein Essen nicht "begreifen", ich diktiere ihm, wann er was isst, ich unterdrücke seine Neugier auf verschiedene Speisen. Wie soll er da ein natürliches Essverhalten entwickeln können?

Halt! Nichts gegen BLW, aber warum soll das auf einmal die einzige Methode sein, um ein Baby an feste Nahrung zu gewöhnen? Warum wird oft so dogmatisch argumentiert? Kann es nicht sein, dass es auch einfach Babys gibt, für die BLW nur die zweitbeste Methode ist? Unser Würmchen hatte überhaupt kein Problem mit dem Abstillen und futtert seinen Brei wie ein Scheunendrescher. Er lässt sich dabei gerne Löffel für Löffel in den Mund schieben und zeigt keinerlei Tendenzen, sein Essen begreifen zu wollen. Ich lege ihm ab und zu geeignete Speisen in Reichweite - die er dann entweder ignoriert oder fein säuberlich nach und nach auf den Boden befördert. Gegessen wird nur, was ich ihm direkt gebe. Ohnehin ist seine orale Phase eher unterentwickelt - das Einzige, was er mit Leidenschaft von sich aus in den Mund steckt, ist seine Quietscheente (und jetzt, wo er viel draußen krabbeln darf, Steinchen und Pflanzenteile).

Es gilt also mal wieder: Locker bleiben! Nicht jede neue Erkenntnis, nicht jede neue Methode passt. Man höre auf sein Bauchgefühl, beobachte sein Baby - und wenn das Baby so munter, fröhlich und ausgeglichen ist wie unser Würmchen, kann man gar nicht so viel falsch gemacht haben. 

Und doch muss ich zugeben, dass unser Baby tatsächlich eine Essstörung hat: Egal, wie viel Brei er gerade bekommen hat, egal, wie satt er ist - er zeigt massive Anwandlungen von Futterneid, wenn wir uns dann an den Tisch setzen. Und dann sind wir auf einmal doch bei einem Aspekt des BLW angekommen: Der Kleine probiert alles, was man ihm anbietet. Selbst Sauerkraut und Oliven sind schon in das gierig aufgesperrte Mäulchen gewandert. Dass er nicht dick und fett ist, verdanken wir seinem ausgeprägten Längenwachstum und seinem ungeheuren Bewegungsdrang. 

Also doch alles gut!

Sonntag, 28. April 2013

Das 17. Bundesland


Tag 3 auf Mallorca. Eigentlich Tag 4, aber da wir am Donnerstag erst abends angekommen sind, zählt das nicht. Wir machen vier Wochen Elternzeiturlaub im 17. Bundesland, bevor im Juni ein neuer Alltag beginnt - Mama und Papa gehen wieder arbeiten, das Würmchen geht in die Krippe. Doch bis dahin haben wir ja noch ein wenig gemeinsame Zeit, die wir voll und ganz genießen wollen.
Der Flug war problemlos. Der Kleine hatte zwar zwischendurch seine Schreiattacken, aber da der Flieger ohnehin voller quäkender Babys und Kleinkinder war, fiel das nicht weiter auf (außer der geduldigen Dame in unserer Reihe und der besserwisserischen Mitreisenden in der Reihe vor uns - ich glaube, ich kenne mein Baby gut genug, um Müdigkeit von Ohrenschmerzen unterscheiden zu können ...). In unserem Ferienhaus müssen wir uns alle erst noch eingewöhnen, einige Dinge sind nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben, aber insgesamt ist das Haus schön, mit riesiger Veranda und Blick aufs Meer. Da es trotz Regen nicht zu kalt ist, sitzen wir viel draußen und lassen uns den Wind um die Nase wehen.
Bisher haben wir noch nicht viel unternommen. Wir waren einkaufen und auf dem Markt, haben uns den Strand unterhalb unseres Hauses angeschaut und das Baby mit den Füßen im Meer baden lassen. Das Schöne an vier Wochen Urlaub ist ja, dass man viele faule Tage einschieben kann und trotzdem genug Zeit hat, sich interessante Dinge anzuschauen. Dass man ganz in Ruhe ankommen und sich eingewöhnen kann. Dass man auf besseres Wetter warten kann, ohne das Gefühl zu haben, dass einem sofort die Zeit wegläuft.
Für mich sind vier Wochen Urlaub schon gewaltig. So lange war ich noch nie weg. Und vier Wochen am selben Ort sind für mich eine zusätzliche kleine Herausforderung, weil ich im Urlaub gerne unterwegs bin - ich schaue mir Sehenswürdigkeiten an, fahre mit dem Auto sogenannte Panoramastrecken entlang, kaufe alberne Souvenirs etc. Ich fahre gerne von einem Ort zum anderen und übernachte alle paar Tage woanders. Es ist nicht so, dass ich erst zufrieden bin, wenn ich alle möglichen Dinge auf der Touristenliste abgehakt habe - das finde ich ganz schrecklich. Aber nur Strandurlaub ist auch nix für mich. Ich denke, hier finden wir eine gute Mischung.
Ansonsten ist Mallorca natürlich komplett auf (deutsche) Touristen ausgelegt. Man kommt ohne Spanischkenntnisse durch (auch wenn ich mich bemühe, die paar Brocken auszugraben, die in zwei Jahren Spanischunterricht hängengeblieben sind, und recht begeistert bin, wenn ich zumindest beim Lesen etwas verstehe). Im Supermarkt bekommt man neben den spanischen Marken natürlich auch Nutella, Kinder Überraschung und Babynahrung von Nestlé, von Granini-Säften und Milka-Schoki ganz zu schweigen.
Das Baby isst übrigens spanische Babynahrung - mit viel Fisch. Aber auch den guten spanischen Käse hat er schon probiert. Überhaupt probiert er alles, was man ihm vor die Nase hält. Zum Thema Essen werde ich mich aber demnächst vielleicht noch mal gesondert äußern.
Jetzt essen wir aber erst mal!


Montag, 22. April 2013

Urlaubsvorbereitungen

Uff, schon wieder Mitte, fast Ende April und es hat sich nichts auf dem Blog getan. Mea culpa!

Jetzt fahre ich auch noch vier Wochen in Urlaub ... Und meine To-do-Liste wächst immer weiter, statt kürzer zu werden - ständig fällt mir was Neues ein, was ich unbedingt noch bis Mittwochabend erledigt haben will. Und da steht das Packen noch nicht mal mit drauf. Es fällt mir schwer genug, für mich alleine das Gepäck zu planen, da ich immer dazu neige, zu viel einzupacken. Und jetzt muss ich auch noch für das Würmchen planen ...

Chaos, dein Name ist Jezebel!

Donnerstag, 14. März 2013

Habemus Krippenplatz!

Es hat geklappt! Wir haben nicht nur einen Krippenplatz, wir haben sogar den Krippenplatz, den ich haben wollte! Ab 1. Juni geht unser Würmchen in die Krippe "Bunte Kleckse" und wird von da an einer von zehn kleinen blauen Klecksen sein, die in einer neu eingerichteten Gruppe anfangen. Er hat das heutige Informationstreffen schon einmal damit verbracht, eines der Spielzimmer zu begutachten (während die meisten anderen Kinder, die noch nicht laufen können, schön brav auf Mamas oder Papas Arm geblieben sind), und sich augenscheinlich wohlgefühlt.

Unser Kleiner wird groß! Der erste große Abnabelungsprozess steht bevor. Der Abschied vom Stillen fiel mir nicht allzu schwer - jetzt bin ich mal gespannt, wie es wird, wenn er tagsüber nicht mehr zu Hause ist. Noch habe ich zweieinhalb Monate Zeit, um mich an den Gedanken zu gewöhnen. Wer wird mehr leiden - er oder ich? Sicherlich wird mir besonders stark auffallen, dass er nicht da ist, wenn ich auf einmal wieder den Tag alleine in der Wohnung in meinem Arbeitszimmer verbringe.

Momentan freue ich mich darauf. Muss ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben? Bin ich eine schlechte Mutter, die ihr noch viel zu kleines Kind abschiebt? Oder darf ich mich darüber freuen, dass unser Sohn gut untergebracht ist, andere Kinder um sich haben wird, gefordert und gefördert wird? Dass er neue Dinge lernt? Ich denke schon. Ich glaube, ich wäre eine schlechte Mutter, wenn ich ihn daheim behalten würde, obwohl es mich zu meinem Job zurückzieht. Es wird sich für uns beide viel ändern, aber wir werden hoffentlich beide zufrieden und ausgeglichen sein und am späten Nachmittag nach dem Abholen genug Zeit für uns finden, die nur uns gehört. Ich werde vieles neu organisieren, mein Job wird sicherlich anders laufen als bisher, aber das lässt sich in aller Ruhe planen. Ich habe ein sehr gutes Gefühl bei dem Ganzen - also sollte ich mich nicht irritieren, nicht aus dem Konzept bringen lassen - und mir vor allem kein schlechtes Gewissen einreden lassen!

Donnerstag, 7. März 2013

Nachts im Krankenhaus - ein Nachtrag

Nein, es ist nicht Nacht und ich bin auch nicht im Krankenhaus. Aber ich war im Krankenhaus - und zwar ungeplant aufgrund von Komplikationen nach einer geplanten OP -, ich habe manche nächtliche Stunde wach gelegen und mir sind einige Gedanken durch den Kopf geschwirrt. Aufgrund mangelnder technischer Möglichkeiten konnte ich diese nicht direkt "zu Blog" bringen und nach dem Krankenhausaufenthalt gab es erst einmal Wichtigeres zu erledigen und aufzuarbeiten. Aber ich möchte ein wenig rekapitulieren.

Wie kam es überhaupt dazu? Nach einem Routineeingriff und drei Tagen Krankenhausaufenthalt bekam ich eine Woche nach Entlassung früh morgens fürchterliche Bauchschmerzen. Richtig fürchterlich. Die Wehen waren nichts dagegen - vor allem deshalb, weil es bei den Wehen eine funktionierende PDA gab, während diese Schmerzen nur mit Notarzthilfe so weit in den Griff zu kriegen waren, dass ich mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus transportiert werden konnte. Nach einem Vormittag in der Notaufnahme wurde ich dann stationär aufgenommen. Zwei Wochen lang.

Zwei Wochen Krankenhaus können sich ganz schön hinziehen, vor allem, wenn man Schmerzen hat und sich teilweise so schlecht fühlt, dass einen noch nicht mal der Besuch des Babys richtig aufmuntern kann. Davon abgesehen ist ein Krankenhaus auch nicht der ideale Ort für ein putzmunteres und sehr agiles Baby. Es hat mir in der Seele wehgetan, ihn nicht zu sehen oder ihn bei seinen Besuchen nicht so knuddeln zu können, wie ich wollte. Das hat mich manche Träne gekostet. Zum Glück wusste ich den Kleinen in guten Händen - vor allem beim weltbesten Papa, aber auch bei seiner Tante und seinen Großeltern, die sich alle rührend um ihn gekümmert haben. Ein dickes Dankeschön dafür!

Zwei Wochen Krankenhaus können sich ganz schön hinziehen, wenn man das Gefühl hat, dass die Untersuchungen nicht vorangehen und die Informationspolitik vonseiten der Ärzte eher zurückhaltend ist. So liegt man da und wartet auf das nächste Ergebnis, den nächsten Schritt, die nächste Untersuchung - und hat zwischendurch das Gefühl, eigentlich gar nicht so recht zu wissen, wie es weitergeht und wo genau eigentlich das Problem ist. Ich war zwischendurch richtig frustriert. Zum Glück bin ich nach einer Woche an eine wirklich tolle Oberärztin geraten, bei der ich mich sehr gut aufgehoben gefühlt habe und die mir das Vertrauen in die menschliche Seite der Ärzteschaft zurückgegeben hat. Bei ihr hatte ich das Gefühl, nicht nur ein Fall zu sein, sondern eine Patientin. Die Chemie stimmte - irgendwie schade, dass sich unsere Bekanntschaft auf den Krankenhausaufenthalt beschränkt hat und es keine privaten Berührungspunkte gibt.

Doch es gibt zum Glück auch ein paar Dinge, die zwei Wochen Krankenhaus erträglich werden lassen. Lieber Besuch, mitfühlende E-Mails und SMS, aufmunternde Anrufe. Nette, herzliche und ständig hilfsbereite Krankenschwestern. Und angenehme Zimmernachbarinnen - in einem Dreibettzimmer Glückssache. Wechselnde Besetzung - insgesamt sieben verschiedene Frauen von 17 bis 77. Unterschiedliche Charaktere, aber alle mehr oder weniger unkompliziert. Was mir - die ich bis zu dieser Geschichte noch nie im Krankenhaus war, von der Geburt des Würmchens mal abgesehen - aufgefallen ist, ist das, was man von den Menschen erfährt und von sich selbst preisgibt. Man hat an sich nichts miteinander zu tun, würde sich im Alltag wohl nie begegnen, aber man teilt sich ein Zimmer in einer (mehr oder weniger stark empfundenen) Ausnahmesituation. Streiflichter von Schicksalen blitzen auf, man erfährt Intimes, worüber man sich nie unterhalten würde. Im Nachhinein betrachtet ist es skurril, was man auf einmal von einem fremden Menschen weiß, aber im Krankenhaus erscheint es so selbstverständlich, über gewisse Dinge zu reden - mit den Ärzten, mit den Schwestern und dadurch indirekt mit den Zimmergenossinnen. Und auch im direkten Gespräch bestimmt die jeweilige Krankheit, das jeweilige medizinische Problem oft das Gespräch. Man bekommt mit, wenn jemand Schmerzen hat, wenn jemand weint, wenn jemand sein Schicksal verflucht. Dadurch baut man eine mehr oder weniger starke Beziehung zu jemandem auf, der eigentlich ein völlig Fremder ist. Und wenn man das Krankenhaus verlässt, bricht diese Beziehung einfach wieder ab. Umso mehr habe ich mich gefreut, über Facebook eine Nachricht von meiner liebsten Zimmergenossin zu erhalten und einen Kontakt herstellen zu können, der nun hoffentlich über das Krankenhaus hinausgeht.

Noch ein paar schnöde Erkenntnisse aus den zwei Wochen: Krankenhausbetten sind alles, nur nicht rückenfreundlich, intravenöse Ernährung stillt tatsächlich das Hungergefühl, Haferschleim mit Wasser ist eine fiese Pampe und die Werbefigur von Kentucky Fried Chicken heißt Colonel Sanders. Gute Nacht!

Dienstag, 22. Januar 2013

Die vielen ersten Male

Wenn mich jemand fragt, wann das Würmchen das erste Mal das oder das gemacht hat, muss ich meistens passen. Ich weiß es nicht und ich habe es mir nicht aufgeschrieben. Es gibt ein paar Dinge, bei denen weiß ich ungefähr, wann sie waren, aber sonst ...

Ist ja eigentlich auch egal. In den letzten siebeneinhalb Monaten gab es so viele erste Male, die ich bewusst und mit viel Freude erlebt habe, ohne den Kalender zu zücken und sie einzutragen. Und ich erfreue mich an diesen Dingen auch jetzt noch genauso wie am Anfang!

Das erste Lächeln war unfassbar schön, aber sein Lächeln morgens, wenn ich ihn aus dem Bettchen hole, oder sein Lachen, wenn man mit ihm knuddelt und spielt, sind genauso unfassbar schön. Wann er das erste Mal durchgeschlafen, sich auf den Bauch gedreht oder alleine hingesetzt hat, kann ich ungefähr sagen, aber wozu brauche ich diese Info? Um Vergleiche mit anderen Babys anstellen zu können? Was habe ich von solchen Vergleichen? Solange das Kind nicht auffallend in der Entwicklung hinterherhängt, muss ich mir doch keine Sorgen machen, oder?

Einen kleinen Überblick über Fähigkeiten und Vorlieben kann ich mir jetzt aber doch nicht verkneifen - weil ich so stolz auf unser kleines Würmchen bin und mich freue, freue, freue!

Unser Würmchen
  • lächelt und lacht
  • schläft durch
  • rollt sich auf den Bauch und zurück auf den Rücken
  • robbt und krabbelt 
  • richtet sich im Kniestand an Stuhlbeinen etc. auf
  • sitzt selbstständig auf seinem kleinen Windelpopo
  • greift nach seinen Spielsachen und räumt mit Begeisterung die Altpapierkiste aus
  • streckt die Ärmchen aus, wenn es auf meinen Arm oder von meinem Arm zu jemand anderem möchte
  • hat zwei süße Mäusezähnchen unten und bald auch zwei süße Mäusezähnchen oben
  • futtert Brei wie ein Weltmeister und isst fast alles
  • brabbelt munter vor sich hin
  • beschäftigt sich auch mal alleine mit seinen Spielsachen, sodass ich in Ruhe was erledigen kann
  • freut sich über andere Menschen 
  • ist neugierig
  • und, und, und ... 

Klar, es gab auch unangenehme erste Male - die erste Erkältung, das erste Fieber -, aber die muss ich mir ja nicht merken!

Kurz und gut: Auch wenn der Kleine mal einen schlechten Tag hat, weint und knatscht, ist und bleibt er ein "Superbebbe". Und wir werden noch viele erste Male erleben - die ersten Schritte, das erste Wort, die erste Kinderfreundschaft ... Wird spannend werden, da bin ich mir sicher!